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Frühe Repolarisation

Übersicht

Die Frühe Repolarisation ist eine EKG-Veränderung, bei der die untere Hälfte der absteigenden R-Flanke einen "unscharfen J-Punkt" (= konkaver Übergang in ST) aufweist. Diese Veränderung findet sich in den inferioren und/oder den lateralen Standardableitungen.

Die Prävalenz beträgt etwa 30% der Erwachsenen. Wird zusätzlich eine ST-Streckenhebung in die Definition aufgenommen (alte Definition), beträgt die Prävalenz nur noch etwa 2%. Solche EKG-Veränderungen galten lange Zeit als harmlos. Diese Ansicht ist mittlerweile verlassen worden.

Zellelektrophysiologisches Korrelat der frühen Repolarisation ist Phase 1 (partielle Repolarisation) des Aktionspotenzials einer Arbeitsmyokardzelle.

Formal ist zu trennen zwischen dem unscharfen J-Punkt, einem EKG-Phänomen und der frühen Repolarisation, einer Veränderung des elektrischen Verhaltens von Zellen des Arbeitsmyokards, wobei die frühe Repolarisation die wichtigste Differentialdiagnose für den unscharfen J-Punkt darstellt.

Definition

Der J-Punkt bezeichnet den QRS-ST-Übergang (QRS-ST-Junction). Ist dieser Übergang scharf, handelt es sich tatsächlich um einen Punkt. Ist er nicht scharf, findet sich gerade kein Punkt mehr. Daher ist der Begriff des unscharfen J-Punkt ein Widerspruch in sich selbst. Dennoch hat er in der klinischen Praxis Einzug gefunden.

Die QRS-ST-Junction ist der Übergang in die isoelektrische Kammererregung. Jede Inhomogenität der Kardiomyozyten stört die Isoelektrizität, verändert den J-Punkt und/oder die ganze ST-Strecke. Dabei ist zu berücksichtigen, dass schon normalerweise die Kardiomyozyten in ihren elektrischen Eigenschaften nicht homogen sind:
Die Aktionspotenziale der subepikardialen Zellen sind kürzer als die der mittmyokardialen und subendokardialen Zellen. Das führt dazu, dass R-Welle und T-Welle normalerweise in die gleiche Richtung zeigen.

Ein unscharfer J-Punkt kann Ausdruck einer physiologischen Inhomogenität der Kardiomyozyten sein und zwar dann, wenn am Ende des QRS-Komplexes die Zellen nicht synchron ihr Erregungsmaximum erreichen bzw. ihren Erregungszustand aufrechterhalten (Phase der partiellen Repolarisation).
Verstärkt und/oder gestört wird diese Inhomogenität durch Herzerkrankungen oder bestimmte Einwirkungen auf das Herz.

Dabei lässt sich hypothetisieren: Je größer die Inhomogenität der Kardiomyozyten ist, desto größer ist das Risiko, eine lebensgefährliche Herzrhythmusstörung zu erleiden, insbesondere Kammertachykardie, Kammerflattern und Kammerflimmern.


Statt "unscharfer J-Punkt" bietet es sich an, den übergeordneten Begriff der J-Welle zu verwenden.
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